Die Idee ist sensationell, der Preis ist mit rund 25 Euro auch der Knaller. Da hört es aber mit dem Lob leider auch schon wieder auf, weil das Set einfach viel zu viele kleine und große Mängel aufweist.
Fangen wir mit der Anleitung an. Sie wurde offensichtlich als erstes in die Packung gelegt und danach die zahlreichen Teiletüten in den Karton gequetscht. Entsprechend verknickt war das dicke Heft dann auch. Die Druckqualität ist in Ordnung, die Bauschritte ebenfalls, aber die vorigen Schritte komplett in Grau zu zeigen ist bei Sets dieser Komplexität problematisch. Außerdem finden sich mehrere Stellen in der Anleitung, bei denen die Reihenfolge unsinnig erscheint oder bei denen man besonders lange Finger braucht, um bei diversen Pins Gegendruck im Inneren des Modells ausüben zu können. Insgesamt finden sich auf 80 Seiten 108 Bauschritte und eine Teileliste. Aufkleber sind auch dabei, aber die habe ich nicht verwendet.
Die Bautechniken sind größtenteils okay, aber es wird an mehr als einer Stelle geschummelt und getrickst, daß sich teilweise die Balken biegen. Die schlimmste illegale Bautechnik findet man an der A-Säule des Fahrerhauses, da sind die 5er Achsen viel zu lang, so daß sich die ganze Front kräftig nach unten wegbiegt. Pythagoras sagt, hier gehört eine Achse der Länge 4,4 hin. Die gibt es natürlich nicht, aber dann muß man das eben anders konstruieren.
Ein weiterer Augenroller beim Bau ist die Zahnradmechanik für die Stützen. Hier sagt die Anleitung mit deutlichen Hinweisen und einer geschummelten Abbildung, daß man die bitte absolut spiegelsymmetrisch zusammenstecken möge. Das ist allerdings unmöglich, da das mathematisch bei vier identischen Zahnrädern mit durch vier teilbarer Anzahl der Zähne nicht aufgehen kann. So sind die Stützen später auf beiden Seiten nicht symmetrisch und der Kran steht schief. Außerdem werden in der Mechanik der Stützen Friction-Pins verbaut, so daß hinterher alles furchtbar schwergängig ist und quietscht. Und, ja, ich habe natürlich darauf geachtet, daß die Achsen und Zahnräder ordentlich frei drehbar sind.
Verwirrend ist auch die Befestigung der Schnur auf der Rolle. Die Anleitung sagt: Schnur durch die beiden Löcher in der Rolle stecken und verknoten. Dadurch geht die Schnur natürlich quer durch die Rolle, so daß sie nicht mehr über die Kreuzachse paßt. Lösung: ein kurzes Ende der Schnur in eins der beiden Löcher in der Rolle stecken und dann mit sanfter Gewalt ohne Knoten auf die Kreuzachse schieben. Die Klemmkraft hält die Schnur bombenfest.
Und an mindestens einer Stelle hängen diverse Komponenten in der Luft, als hätte der Designer keine Ahnung mehr gehabt, was er mit den Teilen ursprünglich machen wollte.
Weitere konstruktive Mängel sind die fehlende Arretierung des ausziehbaren Teleskoparms und der Fadenspule (hängen mehr als ein paar Gramm am Haken, schiebt sich der Arm wieder zusammen bzw. die Schnur spult sich ab) sowie der sehr geringe Hubwinkel des Arms. Bei der Lenkung tritt dasselbe Problem auf wie beim Lego Technic Teleskoplader (42133) für rund 10 Euro: der maximale Lenkwinkel ist bei dieser Konstruktion arg begrenzt, was bei dem langen Radstand des CADA-Krans zu einem riesigen Wendekreis führt. Aber man will damit ja auch nicht Slalom fahren, insofern sei das hier nur erwähnt. Hinzu kommt, daß die Radachsen sehr schwerfällig drehen, weil sie teilweise durch 7 Liftarme geführt werden. Die Präzision ist offensichtlich nicht 100% perfekt, und so läuft das alles nicht ganz so geschmeidig.
Die Teilequalität ist im großen und ganzen in Ordnung, die Oberflächen sind sehr selten nicht ganz perfekt und einige Pins sind nicht ganz gratfrei gegossen. Es paßt aber alles ordentlich zusammen. Negativ fällt allerdings auf, daß Buchsen und Zahnräder teilweise sehr locker auf den Achsen sitzen, so daß einem unter anderem die Kurbel für die Drehung des Krans häufig entgegenfällt und die Schnecke für die Stützen eine große Beweglichkeit aufweist, so daß die Achse aufgrund der schwergängigen Mechanik quer durch den Kran gedrückt wird und früher oder später eins der äußeren Zahnräder abfällt.
Erfahrene ältere Kinder und Erwachsene sollten aber keine Probleme haben, das Modell in etwa zwei Stunden zusammenzubauen. Danach kann man es entweder in die Vitrine stellen oder als Teilespender zerlegen.
Fazit: Insgesamt zu viele Mängel, sowohl bei der Konstruktion als auch beim Bau und bei den Funktionen. Sieht aber schön aus und kostet mit rund 25 Euro bei den einschlägigen Händlern nicht viel. Außerdem sind sehr viele auch große Teile dabei, so daß man problemlos andere schöne Modelle daraus bauen kann, wenn man berücksichtigt, daß die Klemmkraft der Achsen und Zahnräder stellenweise nicht perfekt ist.
Großzügig gebe ich hier drei Sterne, aber nur weil es in der Preisklasse nichts Vergleichbares gibt.
Wichtiger Hinweis: bei Amazon läuft dieses Modell auch unter anderen Bezeichnungen (bspw. „FunMate CADA C65005W“) und wird dort für weit über 50 Euro, teilweise sogar für mehr als 80 Euro („YYQPF CADA C65005W“) angeboten. Diese Preise sind absolut nicht angemessen, ich kann daher nur raten: Finger weg von diesen Angeboten!